Das Schulsystem in Bayern: Ausdifferenziert und an individuellen Begabungen orientiert

Home / Das Schulsystem in Bayern: Ausdifferenziert und an individuellen Begabungen orientiert - 11. Juli 2019 , by g2smedia

Das Schulsystem in Bayern verspricht jedem Kind individuelle Bildungschancen und ist entsprechend differenziert untergliedert. Es besteht Schulpflicht über einen Zeitraum von 12 Jahren. Die Schulpflicht ist unterteilt in eine neunjährige Pflicht zum Besuch einer Vollzeitschule und – sofern im Anschluss keine weiterführende Vollzeitschule besucht wird – der dreijährigen Unterweisung an einer berufsbildenden Schule. Zu der generell gültigen Regelung gibt es verschiedene Ausnahmen. Die Schulpflicht endet grundsätzlich mit Vollendung des 21. Lebensjahres.

Die Schullaufbahn beginnt in Bayern mit dem vierjährigen Besuch einer Grundschule. An einigen Grundschulen gibt es zwischen den Klassenstufen 1 und 2 fließende Übergänge, sodass die Grundschulzeit verkürzt oder verlängert werden kann.

Übergang auf eine weiterführende Schule nach Abschluss der vierten Klasse

Nach Abschluss der Grundschule treffen alle Beteiligten gemeinsam die Entscheidung, auf welche weiterführende Schule das Kind wechseln soll. Möglich ist ein Übergang in

  • die Mittelschule,
  • die Realschule,
  • das Gymnasium.

Nach Beendigung der siebten Klasse an einer dieser Schulformen ist ein Übertritt in eine Wirtschaftsschule möglich.

Kriterien für die Auswahl stellen die zum Zeitpunkt des Übergangs festgestellte Leistungsfähigkeit des Schülers, aber auch individuelle Interessensschwerpunkte dar. Unabhängig davon, welcher Schultyp gewählt wurde, dient die 5. Klasse zunächst als Gelenkklasse, die es den Schülern ermöglichen soll, sich an die neue Schulart zu gewöhnen und gegebenenfalls noch eine Korrektur der Schulwahl vorzunehmen.

Insgesamt erweist sich das bayerische Schulsystem aber auch über die fünfte Klasse hinaus als äußerst durchlässig. In jedem Jahrgang ist theoretisch ein Wechsel zwischen verschiedenen Schularten möglich. Erschwert werden kann dies jedoch durch Einschränkungen, die sich aus

  • dem Wohnort
  • der Zahl der vorhandenen Schulplätze und
  • der Wahl einer zweiten Fremdsprache ergeben. So ist es an vielen Gymnasien üblich, dass Latein als zweite Fremdsprache angeboten wird.

Nach jedem Erreichen eines Abschlusses kann zudem der Wechsel in die nächsthöhere Schulform erfolgen.

Berufsbezogene Inhalte und starke pädagogische Ausrichtung: die Mittelschule

Die Mittelschule wird regulär in fünf beziehungsweise sechs Schuljahren durchlaufen. Sie weist besondere pädagogische und berufliche Schwerpunkte auf. Die Schule endet mit dem

  • erfolgreichen Abschluss,
  • dem qualifizierenden Abschluss (bei freiwilliger zusätzlicher Leistungsfeststellung) oder
  • dem mittleren Schulabschluss (nach Klasse 10), der als Zugangsberechtigung zu einer weiterführenden beruflichen Oberschule (FOS, BOS) gilt.

Allgemeinbildung und beruflicher Bezug im Paket: die Realschule

Die Realschule durchlaufen bayerische Schüler, die sich für diese Schulform entschieden haben, von der fünften bis zur zehnten Klasse. Die Realschule weist inhaltlich ebenfalls berufsbezogene Themen auf und soll zudem eine gute Allgemeinbildung vermitteln. Der Realschulabschluss oder mittlere Schulabschluss wird durch die erfolgreiche Teilnahme an einer Abschlussprüfung erworben. Er berechtigt zum Übergang auf eine weiterführende Schule.

Qualifikation für den Besuch der Oberstufe: das Gymnasium bis Klasse 10

Am bayerischen Gymnasium kehrte man mit dem Beginn des Schuljahrs 2018/2019 zum sogenannten G9 zurück.

Mit dem Wechsel zur neunjährigen gymnasialen Schulbildung soll eine Neuorientierung auch bezüglich der Lehrpläne erfolgen, die dann neben einer guten Allgemeinbildung vertiefendes Wissen zu digitalen, politischen und naturwissenschaftlichen Themen vermitteln. Besonders begabte Schüler sollen aber grundsätzlich weiterhin die Möglichkeit haben, das Gymnasium in nur acht Schuljahren zu absolvieren.

Am Gymnasium werden die Schüler zunächst im Klassenverband unterrichtet, in der achten Klasse erfolgt eine erste Zuordnung zu einem Fächerprofil. Nach erfolgreichem Abschluss der zehnten Klasse gilt der mittlere Schulabschluss als erworben. Damit besteht die Möglichkeit zum Eintritt in die gymnasiale Oberstufe (Qualifikationsphase) oder zum Wechsel auf eine andere weiterführende Schulform.

Wurde die zehnte Klasse aufgrund eines schlechten Notendurchschnitts nicht erfolgreich abgeschlossen, können die Schüler eine Prüfung ablegen. Bestehen sie diese, erhalten sie den mittleren Schulabschluss attestiert, dieser berechtigt dann allerdings nicht zum Besuch der gymnasialen Oberstufe.

Wirtschaftsschule

Die Wirtschaftsschule ist als Schulform ausschließlich in Bayern vorzufinden. An der Wirtschaftsschule werden allgemeinbildende Fächer und berufsbezogene Fächer unterrichtet, die auf eine Tätigkeit in Wirtschaft und Verwaltung vorbereiten, beispielsweise Wirtschaftsgeografie oder betriebswirtschaftliche Steuerung und Kontrolle.

An den Wirtschaftsschulen wird zudem in Projekten und Übungsunternehmen gelernt. Die Dauer des Besuchs einer Wirtschaftsschule sowie die erreichbaren Qualifikationen und Schwerpunkte variieren. Der Abschluss ist aber grundsätzlich dem mittleren Schulabschluss gleichgestellt.

Förderschule, Inklusion und Schule für Kranke

Von der ersten bis zur zehnten Klasse wird das Schulangebot in Bayern durch Förderzentren und Beschulungsangebote für chronisch oder längerfristig erkrankte Kinder ergänzt.

Schule für Kranke wird Kindern angeboten, die uneingeschränkt lernfähig sind, aber aufgrund einer Erkrankung für mindestens sechs Wochen oder länger nicht am Unterricht einer Schule vor Ort teilnehmen können. Dies ist beispielsweise bei längeren oder wiederholten Klinikaufenthalten oder einer körperlichen Einschränkung der Fall. Die Schüler können dann an Lernangeboten in der Klinik teilnehmen oder auch zu Hause unterrichtet werden.

Für Kinder mit besonderem Förderbedarf werden verschiedene Wahlmöglichkeiten angeboten, nämlich

  • Einzelinklusion in einer Regelschule,
  • Besuch einer Kooperationsklasse gemeinsam mit bis zu vier weiteren Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf,
  • Besuch einer Schule mit Inklusionsprofil,
  • Besuch einer Tandemklasse (in der dauerhaft zwei Lehrkräfte mit der Klassenleitung beauftragt sind) an einer Schule mit Inklusionsprofil,
  • Besuch eines Förderzentrums oder von Partnerklassen, in denen teilweise eine gemeinsame Beschulung mit Kindern anderer Regelschulen erfolgt.

Weiterführende Schulen nach Abschluss der Mittelstufe

Nach neun oder zehn Jahren Vollzeitschule sieht das bayerische Schulsystem den Übergang in die gymnasiale Oberstufe oder in eine berufsbildende Schule vor.

Erwerb der allgemeinen Hochschulreife an der gymnasialen Oberstufe

In der gymnasialen Oberstufe sind Fächer wie Deutsch, Fremdsprachen und Mathematik verpflichtend zu belegen. Darüber hinaus wählen die Schüler ein Profil, das ihren Interessen und Begabungen entspricht. Der Wechsel in die gymnasiale Oberstufe erfolgt nach Beendigung der zehnten Klasse.

Das Abitur und damit die allgemeine Hochschulreife erwirbt, wer die entsprechenden Leistungsnachweise in der Oberstufe erbringt und die Abschlussprüfung besteht. Die Auswertung und Benotung erfolgt nach Punkten, die für die Leistungsnachweise und die Abiturprüfung vergeben werden.

Derzeit wird der Abschluss noch in zwei Jahren erworben (bis Klasse 12), ab dem Schuljahr 2024/2025 wird die gymnasiale Oberstufe in Bayern wieder um die dreizehnte Jahrgangsstufe erweitert.

Berufsschulabschluss oder Mittelschulabschluss an der Berufsschule

Der Besuch einer Berufsschule erfolgt passend zur gewählten Berufsausbildung für zwei oder drei Jahre. Die Berufsschule soll allgemeinbildendes und berufsspezifisches Wissen vermitteln. Sie schließt mit dem Berufsschulabschluss oder dem mittleren Schulabschluss ab.

Da die Berufsschule Teil des dualen Systems ist, ist sie vornehmlich für Auszubildende konzipiert. Schüler, die keinen Ausbildungsplatz erhalten haben, können am Berufseinstiegsjahr (BEJ) oder an weiteren berufsvorbereitenden Angeboten teilnehmen und auf diesem Weg den Mittelschulabschluss erwerben.

Vom Mittelschulabschluss bis zum fachgebundenen Studium: die Berufsfachschule

An Berufsfachschulen werden Ausbildungsgänge angeboten, die für bestimmte Berufe qualifizieren, ohne dass zusätzlich eine betriebliche Ausbildung erfolgt. Berufsfachschulen decken die folgenden Berufszweige ab:

  • technische, gestalterische und gewerbliche Berufe,
  • IT-Berufe,
  • kaufmännische Berufe,
  • Berufe in Gastronomie, Tourismus und Hotellerie,
  • pflegerische Tätigkeiten und Berufe in den Bereichen Gesundheit und Ernährung,
  • Fremdsprachenberufe,
  • Beruf im Bereich Musik.

An bayerischen Berufsfachschulen kann ein Berufsabschluss oder der mittlere Schulabschluss oder die Fachhochschulreife erworben werden. In Kombination mit einer anschließenden fünfjährigen Berufstätigkeit und einem Eignungsnachweis (Aufnahmeprüfung, Probestudium) sind die Absolventen berechtigt, ein fachgebundenes Hochschulstudium aufzunehmen.

Fachlich gebundene oder allgemeine Hochschulreife: Fachoberschule und Berufsoberschule

Die berufliche Oberschule umfasst in Bayern die Fachoberschulen (FOS) und die Berufsoberschulen (BOS). Schüler der FOS oder BOS werden in jeweils einem von fünf verschiedenen Berufszweigen ausgebildet, nämlich in

  • Technik, Wirtschaft, Verwaltung (FOS/BOS),
  • Agrarwirtschaft (FOS/BOS),
  • Bio- und Umwelttechnologie (FOS/BOS),
  • Sozialwesen (FOS/BOS),
  • Gestaltung (nur FOS).

Nach dem Besuch der FOS oder BOS erwerben die Schüler die Fachhochschulreife oder die fachgebundene Hochschulreife (abhängig von der gewählten Ausbildungsart).

Der Abschluss Fachhochschulreife berechtigt zum Studium an einer Fachhochschule – ohne Einschränkung der Fächerwahl. Mit der fachgebundenen Hochschulreife können Absolventen bestimmte Fächer zudem an der Universität studieren. Wer zusätzlich eine zweite Fremdsprache gewählt hat, kann die allgemeine Hochschulreife erwerben.

Schülern ohne Mittelschulabschluss, die den Besuch der FOS oder BOS erwägen, wird empfohlen, eine Vorklasse zu absolvieren. Alternativ können sich Selbstlerner über ein virtuelles Portal auf die Fachabiturprüfung vorbereiten.

Vom mittleren Schulabschluss bis zur Fachhochschulreife: Fachschulen

Fachschulen übernehmen Aufgaben der beruflichen Weiterbildung. Wer sich hier bewirbt, verfügt bereits über eine abgeschlossene Berufsausbildung und möchte sich in den ein- bis vierjährigen Lehrgängen weiter qualifizieren.

Die Fachschulen bilden in technischen, kaufmännischen, sozialen, pflegerischen und hauswirtschaftlichen Bereichen aus und/oder ermöglichen es, eine Meisterprüfung abzulegen. Der Besuch der Fachschule schließt mit einer staatlichen Abschlussprüfung oder der Meisterprüfung ab. Absolventen können zudem einen mittleren Schulabschluss oder die Fachhochschulreife erwerben.

Fachakademien und weitere Schulformen

Eine Ausbildung für die gehobene Berufslaufbahn ermöglichen die bayerischen Fachakademien, die in zwei oder drei Schuljahren absolviert werden und mit der Fachhochschulreife oder der fachgebundenen Hochschulreife abschließen.

Komplettiert wird das bayerische Schulsystem durch Internate, Privatschulen und den sogenannten 2. Bildungsweg über Abendschulen, Kollegschulen oder eine Begabtenprüfung.

Schulsystem in Bayern: Viele Wege führen zum (Fach-)Abitur

Der kürzeste Weg zum Abitur wird in Bayern über den Besuch eines Gymnasiums beschritten. Aufgrund der Durchlässigkeit des gesamten Schulsystems und der diversen Verzweigungen nach dem Besuch einer Vollzeitschule können aber auch andere Schulformen zur Hochschulreife oder zur fachlich gebundenen Hochschulreife führen.

Die allgemeine Hochschulreife erwerben Absolventen am Gymnasium und an der FOS oder BOS.

Die fachgebundene Hochschulreife kann an der FOS oder BOS erworben werden.

Die Fachhochschulreife lässt sich an Berufsfachschulen, FOS und BOS, Fachschulen und Fachakademien erwerben.

Hinzu kommen Möglichkeiten, aufgrund

  • einer besonderen Begabung,
  • der Kombination von Schulabschlüssen, Berufstätigkeit und Externen-Prüfungen
  • sowie über den 2. Bildungsweg

einen Abschluss zu erwerben, der das Studium an einer Universität oder Hochschule ermöglicht.

2 thoughts on “Das Schulsystem in Bayern: Ausdifferenziert und an individuellen Begabungen orientiert”

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